Spielend Fußball lernen bei Innsbrucks schönstem Fußballverein, bei Union Innsbruck, gleich hinterm Hofgarten auf der Fenner. Kinder einfach spielen lassen, ihnen nicht sagen, was sie wie mit dem Ball machen sollen. Ihnen stattdessen Aufgaben und Fragen stellen, sie aber selber Lösungen finden lassen. Einfach Kind sein und Spaß haben dürfen. „Stimulieren statt trainieren“ so das Ziel von ÖFB (=Österreichischer Fußballbund) und TFV (=Tiroler Fußballverband).
Scheiberlspiel bezeichnet ein schnelles, fintenreiches, vorwiegend flaches Kurzpassspiel mit viel Spielwitz und Ballbesitz aus der Zeit des österreichischen Wunderteams der 1930er. Das Scheiberlspiel kann als ideeller Vorfahre des Tiki-Takas Spaniens und Barcelonas der 2010er gesehen werden.
Scheiberln leitet sich von Scheiben ab und das wiederum von schieben – im Fußballkontext ist damit gemeint, den Ball schnell zu bewegen. Seinen Ursprung hat das Scheiberlspiel in Wien, wo es umgangssprachlich Scheibalgspü genannt wurde. In den 1920ern und 1930ern dominierten Wien und Budapest mit ihrem Kurzpassspiel und Prag mit seinem Lochpass, dem Pass in die Gasse (tschechisch: Mala Ulica = kleine Gasse), den europäischen Fußball. Diese Spielstile wurden unter dem Begriff Donaufußball (im Englischen: Danubian Whirl) zusammengefasst.
Und auch wenn es im heutigen Profifußball nur um Geld und Erfolg geht, den Unterschied machen auch dort vor allem Ausnahmespieler mit traumhaften, außergewöhnlichen Einzel- und Gruppenaktionen. Das schöne Spiel – das Scheiberlspiel – kann somit ästhetisch und zugleich erfolgsbringend sein. Das alles soll an Kinder im Nachwuchsbereich weitergegeben werden. So wie einst das österreichische Wunderteam vor 90 Jahren sollen Mädchen und Buben scheiberln, Spaß am Spiel haben, spielend Fußball lernen!
Innsbruck, 27.06.2022
Ergebnisse des österreichischen Wunderteams:
15 Spiele: 12 Siege – 2 Remis – 1 Niederlage
- 16.05.1931 – 5:0 vs. Schottland
- 24.05.1931 – 6:0 vs. Deutschland
- 16.06.1931 – 2:0 vs. Schweiz
- 13.09.1931 – 5:0 vs. Deutschland
- 04.10.1931 – 2:2 vs. Ungarn
- 29.11.1931 – 8:1 vs. Schweiz
- 20.03.1932 – 2:1 vs. Italien
- 24.04.1932 – 8:2 vs. Ungarn
- 22.05.1932 – 1:1 vs. Tschechoslowakei
- 17.07.1932 – 4:3 vs. Schweden
- 02.10.1932 – 3:2 vs. Ungarn
- 23.10.1932 – 3:1 vs. Schweiz
- 07.12.1932 – 3:4 vs. England (Moralischer Sieger nach 0:2-Rückstand: Daily Mail erkannte „Spieler von Genie„, im österreichischen Angriff eine „Offenbarung“ und zählte Sindelar, Smistik, Nausch und Vogl zu den „größten Spielern der Welt„, die Times schwärmte von der „Kombinationsgabe und Schnelligkeit“ des österreichischen Teams, sprach dem Wunderteam „alle Ehre“ des Spiels zu und räsonierte im übrigen darüber, daß nun die Zeit der englischen Hegemonie im Weltfußball vorbei sei. [Wikipedia nach: Horak/Maderthaner: Mehr als ein Spiel., S. 176])
- 11.12.1932 – 6:1 vs. Belgien
- 12.02.1933 – 4:0 vs. Frankreich (= letztes Spiel des Wunderteams; im nächsten Spiel am 09.04.1933 verlor man 1:2 vs. Tschechoslowakei)