Nachtrag: 10/2022 | Training, tandeln & Matchdays (U9+U10)

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Gemeinsames U9- und U10-Training vom 13.10.2022 (22 Kinder – 1 Trainer; nicht optimal)

Der Oktober 2022 war durchwachsen, war schwierig – nett formuliert. Beschissen trifft’s eher! Es gab wenige Ups, viele Downs. Ein Bericht, stellenweise auch Kommentar…

Training ohne extra Park-Kick ist wie Geburtstag ohne Torte. Unter meiner Leitung konnten gerade mal 3 Trainings abgehalten werden (exkl. 1x U14-Training), was inakzeptabel ist. Was teilweise dem Wetter und einer Platzsperre, aber vor allem meinem Krankenstand geschuldet war und ist. Mein Dank gilt Nachwuchsleiter Wolfgang Weiler, der für mich im Oktober mehrmals sowohl im Training als auch bei Matches einsprang. Und eigentlich waren diese 3 Trainings nur Miniturniere, weil ich alleine war und von der U9 und U10 zusammen immer mehr als 20 Kinder hatte. Da kann von Training keine Rede sein, das ist mehr eine Beaufsichtigung. Sprich: kurze Tummelphase mit freiem Spiel, dann ein Aufwärmspiel und danach Teameinteilungen für die Miniturniere. Es wurden einfach 5 Minifelder (10x16m) abgesteckt und 10 Funino-Tore aufgestellt. Es gab kein einziges U10-Training im Oktober unter meiner Leitung. Was ganz schlecht ist, weil es das für den Herbst 2022 im Freien war, wir ab November in die Halle wechseln. Geplant war vor allem das Training rund um das Passspiel im Ballbesitz aber auch nach Balleroberung. Und die Defizite im Bezug auf das Passen kamen vor allem im U10-Match gegen Funkenflug Melach (15.10.22, Kematen; 5:17 Endstand) zutage. Meine U10 hat generell ein unterdurchschnittliches Passspiel, das in anderen Spielen durch sehr gute Einzelaktionen kaschiert wurde, weil allen voran Vedad, Tarek und Linus sehr gute Dribbler sind und viele Eins-gegen-Eins-Situationen suchen und diese auch bewusst provozieren, was in diesem Alter von mir gewünscht und verlangt wird. Es sind auch einzig diese drei Spieler sowie Florian (Wilhelm hatte ich diese Saison noch bei keinem U10-Training, er zeigte aber letzte Saison schon erste Ansätz), die unbewusst, sprich ohne nachzudenken, die offene Ballannahme beherrschen, also gleich beim ersten Kontakt den Ball in die gewünschte Richtung mitnehmen und ihn gut vor den Gegnern abschirmen. Das gelernt zu haben, ist nicht nur dem Training geschuldet, sondern vor allem der Tatsache, dass alleine, ohne Vorgaben durch Erwachsene, in Parks und/oder in der Schule gespielt wird. Was mich zum Tandel-Wettbewerb bringt. Messi tandelt Arsenal aus. Im Oktober hat kein einziges Kind ein Tandel-Video bei mir eingereicht. Dabei hat der Tandel-Wettbewerb so viel Potenzial, weil er spielerisch Technikgrundlagen trainiert und das Ganze auch noch kompetitiv und mit Prämien verpackt ist. Bislang gab es aber überhaupt erst ein Video und das wurde von mir gefilmt, weil ich zufällig im Rapoldipark auf Vedad und Ryan traf. Vedad hat 17-mal getandelt, sein YouTube-Video hat über 1.000 Aufrufe (Stand: 26.10.2022). Und wenn Kinder mich fragen, wofür das Tandeln gut ist, zeige ich ihnen gerne den YouTube-Clip (hier nach dem Video von Vedad) von Lionel Messi’s erstem Tor im Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel 2011 gegen Arsenal (08.03.2011; BAR-ARS 3:1; 45. Minute). Als Freunde und ich das Tor damals live im TV sahen, sind wir komplett ausgerastet. Als ich Ryan Ende September 2022 im Rapoldipark mit Vedad sah, ist mein ballesterisches Herz aufgeblüht. Ryan hat sich super weiterentwickelt, die Ballführung, das Passspiel und der Torschuss waren auf einem ganz anderen Level als noch zwei, drei Monate davor. Er ist fast täglich im Rapoldipark spielen! Da fällt mir das Interview mit dem deutschen Ex-Fußballer Andreas „Zecke“ Neuendorf im 11Freunde-Magazin vom Oktober 2022 ein (Ausgabe #251), der eigentlich kein Profi werden wollte, weil er als gebürtiger Berliner in seiner Stadt mit diversen Käfig-Turnieren unterm Jahr schon genug Geld scheffelte. Die Jahre am Bolzplatz bzw. im Käfig haben ihm das Rüstzeug für seine Profi-Karriere gegeben: Fast 400 Pflichtspiele, davon 200 in der Deutschen Bundesliga für Leverkusen und Hertha BSC sowie 35 internationale Spiele auf Klub-Ebene (darunter 7-mal Champions League). Daher führt für mich kein Weg am Käfig-Kick vorbei, egal ob im Park oder in der Schule. Kinder lernen am meisten ohne Vorgaben, einfach nur durch Freude am Spielen.
U9/U10-Matches werden offiziell nicht gewertet, vor Ort schaut das aber ganz anders aus. Zuerst zu meinem größten Fehler im Oktober: Der Losentscheid, wenn für ein U10-Match mehr als 9 Spieler zusagten. Das Los ist Geschichte, werde ich nicht mehr anwenden. Offiziell sind nur 9 Spieler am Spielbericht zugelassen, in der Praxis muss aber einfach mit dem gegnerischen Trainer abgeklärt werden, ob mehr Spieler auch gehen. Gleichzeitig möchte ich klarstellen, dass ich mich durch Eltern von durch das Los benachteiligten Kindern nicht unter Druck setzen habe lasse, auch wenn es latent versucht wurde. Dafür habe ich zuviel in den Wiener Parks in und abseits der Fußball-Käfige erlebt – das prallt bei mir einfach ab, wie geblockter Torschuss vom Gegner. Also, wer mit mir oder meinen Methoden ein Problem hat, soll das zukünftig direkt ansprechen und mir das nicht durch die Blume mitteilen. Denn: Kein Spieler ist größer und wichtiger als das Team, als die Gemeinschaft. Keiner! Selbst nicht Pelé, Maradona, Messi oder Ronaldo – sie wären nichts ohne ihre Mitspieler! Unter meiner Leitung wurden drei U10-Pflichtspiele im Oktober absolviert. Gegen SPG Salzstrasse (Matchday #02) gab es einen Auswärtssieg mit ausführlichem Matchbericht. Danach folgten zwei Niederlagen gegen Inzing (Matchday #03, 09.10.22; 5:9 Endstand) und Funkenflug Melach (Matchday #04, 15.10.22; 5:17 Endstand), zu denen es bislang keine Matchberichte gab. Und die werden jetzt in verkürzter Form nachgereicht, nicht weil wir verloren haben, sondern einfach, da es nicht mehr tagesaktuell ist: Matchday #03 – 5:9 Niederlage gegen Inzing am Union-Platz (09.10.22) Sonntag, Bundespräsidentenwahl. Uns fehlen mit Vedad und Florian zwei Leistungsträger. Der gegnerische Trainer redet vorm Spiel auf mich ein, dass es kein Ergebnis gibt bei U10-Spielen. Schon klar, weiß ich, geht bei mir im rechten Ohr rein und links wieder raus. Solche Trainer-Kollegen kenne ich, die sind meistens am verbissensten. Viele sagen nach außen hin, Ergebnisse sind ihnen nicht wichtig, aber eigentlich entscheidet sich gerade für sie das Wochenende bei solchen Spielen. Denn verlieren sie, ist der Sonntag gelaufen. Und in diese Kategorie ordne ich den Inzinger U10-Trainer ein, zumindest an diesem Sonntag. Beim Stand von 5:6 aus unserer Sicht forderte er einen Elfmeter ein, also durch die Blume gesprochen: „Also, wenn ihr einen Elfer vorher bekommen habt, was ist das dann bei uns?“, er zu mir. Wirklich niemand hat einen Elfer gesehen, nicht mal die Inzinger Spieler reklamierten, aber mir war das gleich, ich wollt mich danach nicht wegen dieser Geschichte bemessen lassen, falls wir das Spiel doch noch gedreht hätten. Kurios: Bei unserem Elfer wollte der Inzinger Trainer einen Freistoß, als ich erklärte, im 6m-Raum sei das ein Elfer, meinte er nur, dass er nicht wusste, es gäbe Elfer bei U10-Spielen. Ich bin fast weggebrochen vor lachen, also innerlich! Mir war klar, mit dem Elfer hatten wir keine Chance mehr zurückzukommen. Dabei fing es gut an: 1:0 (Maid; 2′), 1:1 (8′), 2:1 (Maid; 15′), 3:1 (Linus; 17′); 3:2 (20′). Im dritten Viertel erhöht Maid auf 4:2 (26′), danach kassieren wir noch zwei Gegentore – es geht 4:4 ins letzte Viertel: 4:5 (39′), 4:6 (42′). Dann Tarek mit dem Elfer zum 5:6 (45′), kurz darauf der Elfer von Inzing sowie zwei weitere Gegentore in den letzten zwei Minuten zum 5:9-Endstand. Lieber ehrenhaft verlieren, als dreckig gewinnen! Immer! Bei meinen Spielern hängende Köpfe, viel Wut und Geheule. Fand ich gut, gerade in solchen Situationen lernen sie am meisten. Tarek war fuchsteufelswild, wollte die gegnerischen Spieler fetzen, aber als ich ihm erklärte, dass er einfach zu gut war, um mit fairen Mitteln gestoppt zu werden, beruhigte er sich. Er hatte echt einige Brutalofouls eingesteckt… Matchday #04 – 5:17 Niederlage gegen Funkenflug Melach in Kematen (15.10.22) Kurz gefasst: Wir waren chancenlos. Meine Aufzeichnungen zum Spiel sind weg. Aus dem Gedächtnis weiß ich nur, dass Vedad und Florian schlecht drauf und sehr müde waren, aber selbst wenn sie einen Sahnetag gehabt hätten, wären wir chancenlos gewesen. Was Funkenflug Melach ablieferte war einfach zwei, drei Klassen besser und wunderschön anzusehen. So ein Passspiel bei einer U10 sah ich bislang nur bei der Austria oder Rapid: Herausspielen von hinten, Seitenverlagerung, raus auf den Flügel, Pass gegen den Lauf auf die erste Stange. Tor. Oder direkt durch die Mitte doppelte (!) Doppelpässe, präzise Schüsse aus neun, zehn Metern. Boom! Tor. War einfach von einem anderen Stern! Trainer Peter von Funkenflug Melach ist ein Lichtblick unter fast lauter verbissenen Kollegen, nicht nur was das Thema Ergebnisse betrifft, sondern überhaupt, ganz lässige und ruhige Art: ab dem dritten Viertel lässt er uns mit einem Spieler mehr spielen, also seine mit 5 unsere mit 6 Spielern. Es ist trotzdem kein Spiel auf Augenhöhe, aber zumindest werden wir nicht komplett abgeschlachtet. Andere Trainer hätten das voll ausgekostet. Dass Peter mit seiner Truppe danach feiert, ist wohl klar und verständlich – redlich verdient! U9-Turniere in Oberperfuss (09.10.22) und Zirl (15.10.22) Kurz gefasst: Wir waren in beiden Turnieren ungeschlagen! Meine Aufzeichnungen zu den Turnieren sind auch weg. Vor allem in Oberperfuss war das Thema Ergebnisse extrem. Der Veranstalter hatte eine digitale Anzeigetafel mit den aktuellen Zwischenständen. Gegnerische Trainer hielten ihren Spielern nach Niederlagen gegen uns eine Standpauke, wie wenn sie mit Profis reden würden. Die Kinder waren total eingeschüchtert und haben nur Bahnhof verstanden, weil die Trainer keine adäquate Ansprache fanden und sie nur zur Schnecke machten. Was soll auch hängen bleiben, wenn man fünf Minuten auf Kinder einredet und sie zusammenscheißt? Ohne Linus als Zehner bw. Sechser und Mathis als fixen Torwart wären wir aber nur Mittelmaß, so realistisch muss man sein. Einfach weil viele unerfahrene Spieler dazugekommen sind, die einfach noch bisschen Zeit brauchen. Auch wenn sie sich echt schon gut anstellen, aber da fehlt es an Grundlagen noch. Ali und James sind gute Stützen. Und auch Gustav! Wie er sich entwickelt hat, ist unglaublich: der Junge haut sich ohne Kompromisse immer, aber wirklich immer voll rein, seine Technik und Spielverständnis sind auch sehr gut geworden. Also ja, gab mehr Downs als Ups für mich im Oktober, aber ist so wie im Leben: Es geht nicht nur um’s Gewinnen, sondern WIE man spielt, wenn man alles gibt, darf man auch verlieren. Dass mit den Ergebnissen sehe ich zwiespältig. Die Kinder wachsen in einer Leistungs- und Ellbogengesellschaft auf, sie zählen automatisch während des Spieles die Tore, auch schon die U8 beim Funino. Also machen wir uns und den Kindern nichts vor! Ja, sicher wäre geil, wenn es ohne Ergebnisse funktioniert, aber ist echt schwierig beim Fußball, da braucht es als Substitut was anderes, wie beispielsweise eine Jury, die dann die besten Spielzüge oder schönsten Tore des Turniers oder des Spiels kürt. Ganz ohne Wettbewerb geht es wohl nicht, auch wenn ich die Idee grundsätzlich lobenswert finde, den Kindern den Druck zu nehmen, von wegen, nur wenn ihr gewinnt, habt ihr was geleistet. Die Kinder individuell weiterzuentwickeln, hat natürlich Vorrang, aber das steht gleichzeitig im Spannungsverhältnis zur Mannschaftsleistung. Wenn man, so wie gegen Funkenflug Melach 5:17 untergeht, kann man noch so viel reden, dass der eine oder die andere Spielerin sich dafür weiterentwickelt hat. Fußball ist einfach schon auch in Kinderjahren abhängig von Resultaten und das Schönste für Kinder ist, wenn sie ein Tor schiessen und das wird einfach in Punkten gezählt, weltweit – auch im Park, wenn Jugendliche alleine untereinander spielen. Wenn man schon was verbessern will, dann das Rundherum. Das Geschreie, Gefluche und die damit einhergehende feindliche und aufgeheizte Atmosphöre ausgehend vor allem von vielen Trainern und einigen Eltern, ist sehr kontraproduktiv und macht den Kindern definitiv zu schaffen. Der mittlerweile verstorbene Weltklasse-Fußballer und -Trainer Johan Cruyff hat es mal schön auf den Punkt gebracht: „Fußball ist ein einfaches Spiel, aber es ist schwer, einfachen Fußball zu spielen!“ Aber genau das können Kinder, wenn man ihnen den Freiraum lässt. Man muss den ganz Kleinen kein Gegenpressing erklären, das machen die beispielsweise automatisch, wenn sie zu dritt oder viert nach Ballverlust intuitiv auf den Ballführenden draufgehen. In dem Alter von U7 bis U9 geht es einfach um das Spielen, bei der U10 kann man langsam mit Individual- und Gruppentaktik beginnen. Deswegen möchte ich Kindern auch spielend Fußball beibringen, aber vor allem wie sie sich als Team und als Individuum auf und abseits des Platzes Verhalten sollen: Respekt und Fairplay! „Alles was ich im Leben über Moral oder Verpflichtungen des Menschen gelernt habe, verdanke ich dem Fußball. “ (Albert Camus)